Die Work-Sleep-Corona-Balance

Wie das Arbeiten in den eigenen vier Wänden unsere Kommunikation beeinflusst

Wir erinnern uns alle an die Anfänge der digitalen Kommunikation. Damals trommelten wir glücklich Abkürzungen in ICQ oder MSN und waren erstaunt, wie schnell man virtuell kommunizieren konnte. Mit gerade mal drei Buchstaben konnte man jemandem freundliche Grüße ausrichten und es brauchte nur einen mehr, um einen Lachkrampf zu signalisieren. Kürzel wie LOL, ROFL und MFG waren aber nur die Anfänge der digitalen Kommunikation, die nur ganz am Anfang bestehen konnten. Denn: Umso digitaler unser Umfeld wird, desto klarer und menschlicher muss unsere Kommunikation werden, damit wir uns verstehen können.

Die Corona-Krise zeigt es. Gerade in längeren Home Office-Perioden fehlen uns persönliche Kontakte – und damit auch Informationen, die wir sonst über Körpersprache und Tonspur wahrnehmen. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Als Beispiel: In einer Zoom-Konferenz macht ein Kollege eine ironische Bemerkung. In dem Moment, als sein süffisantes Lächeln die Situation eigentlich entschärfen sollte, reicht ein Ruckler in der Internetverbindung und wir können die Botschaft nicht richtig deuten.

Unsere digitale Kommunikation muss sozialer werden

Es ist paradox. Digitale Kommunikation ist also eine, die mal so gar nicht digital ist. Sie muss erklärender und empathischer sein, als wir es sonst gewohnt sind. Während der Corona-Krise haben wir schon einen kleinen Vorgeschmack auf zukünftige Arbeitsmodelle wie New Work erhalten. Durch die Verlagerung des Arbeitsplatzes in die eigenen vier Wände, verschmilzt Berufliches immer mehr mit Privatem. Das interne Chatprogramm – früher als reine Informationsplattform genutzt – dient jetzt als digitaler Kummerkasten, Plauderbörse oder Frustbox. Auch Skype, Zoom und Google Hangouts, die hauptsächlich ein Tool für ferne Kundentermine waren, sind vor allem während der Quarantäne ein Forum für interne Events wie virtuelle Kaffeepausen oder ein digitales Feierabendbier. Cheeri-online!

Hört sich alles sehr sozial an, ist es aber nicht. Digitale Tools bringen uns zwar vermeintlich unter Menschen, begrenzen die Zeit aber nur auf ein Minimum, in der man wirklich präsent ist. Dementsprechend schnell rosten die sozialen Fähigkeiten ein, wenn man nicht richtig kommuniziert. Das zeigt sich vor allem bei der Empathie. Gerade bei Schreibtischtätern nagen Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit der Kollegen oft an den Nerven. Daheim ist es einfacher, verärgert zu sein, weil man dort aus nicht sieht, dass der Kollege noch ein schreiendes Kind ins Bett bringen muss, während er kocht und den Haushalt schmeißt. Das Problem? Zu wenige Informationen. Die Lösung? Digitale Kommunikation.

Wenn wir Informationen von außen nicht bekommen, gibt unser Unterbewusstsein sie uns selbst

In dem Fall würden wir vielleicht denken, dass unser Kollege unzuverlässig und faul ist. Wir werden sauer und lassen ihn das während des Projekts spüren. Es ist deshalb wichtig, in längeren Perioden des Home Office klar und ehrlich miteinander zu kommunizieren – denn nur wenn wir gegenseitig Verständnis und Empathie aufbringen, können wir lange Perioden produktiv überwinden.

Aber wie geht das? Einfach mehr reden und erklären als sonst. Wenn wir nicht gleich antworten können, erklären wir uns. Wenn wir uns verspäten, entschuldigen wir uns. Zu digitaler Kommunikation gehört auch mal über den Chat ein nettes “Danke” auszusprechen, als auch deeskalierende Gespräche zu führen und einen klaren Standpunkt zu setzen. Wenn man es kurz fassen möchte, verändert sich die Kommunikation nicht – sie erweitert sich zu einem Entwurf, der zu einem menschlicheren Umgang miteinander beiträgt. Denn eigentlich ist digitale Kommunikation nichts anderes, als so ehrlich und rein miteinander zu reden, wie wir es schon immer hätten tun sollten.

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